Linoldruck – Wie bekommt man den Entwurf auf’s Linoleum?


Die wenigsten werden ihren Entwurf für einen Linoldruck direkt spiegelverkehrt auf das Linoleum zeichnen. Deshalb stellt sich früher oder später die Frage, wie man eine Vorzeichnung am besten auf das Linoleum übertragen kann. Ich habe im Laufe der Zeit jetzt schon drei Methoden ausprobiert und möchte insbesondere die letzte etwas ausführlicher vorstellen.

Bisherige Methoden

Früher habe ich meine Vorzeichnung für den Linoldruck gescannt, gespiegelt, wieder ausgedruckt, dann habe ich die Rückseite des Blattes mit Bleistift angemalt, das so bemalte Blatt auf das Linoleum gelegt und mit einem Kugelschreiber meinen Entwurf nachgezeichnet. Dabei hat sich das Graphit der bemalten Rückseite auf das Linoleum übertragen. Dieses Verfahren hat als einzigen Vorteil, dass man kein zusätzliches Material benötigt. Leider hat es folgende Nachteile:

  • Da man zunächst die Rückseite komplett bemalt und dann die komplette Zeichnung noch einmal nachzeichnen muss, dauert es sehr lange.
  • Wenn man mit variabler Linienstärke arbeitet, muss man beim Übertragen breite Linien wiederholt nachzeichnen, da sonst jede Linie nur der Linienbreite des Kugelschreibers entspricht. Man muss die Zeichnung also nicht nur einmal nachzeichnen, sondern z. T. Linien auch doppelt und dreifach.
  • Das übertragene Graphit haftet nicht gut am Linoleum. Bei der weiteren Arbeit verwischt man es, außerdem ist es je nach Farbe des Linoleums nicht immer gut zu erkennen.

Dieses Verfahren habe ich dadurch verbessert, dass ich Kohlepapier besorgt habe. Das Anmalen der Rückseite entfällt, außerdem haftet die Kohle besser am Linoleum. Das Problem, dicke Linien zu übertragen, bleibt jedoch. Deshalb habe ich mich auf die Suche gemacht nach einer dritten Möglichkeit.

Eine neue (perfekte?) Methode

Eine weitere Methode, die zunächst kompliziert scheint, habe ich dann bei Maarit Hänninen entdeckt und jetzt endlich ausprobiert. Nach einer kurzen Zusammenfassung und einer Materialliste warten am Ende zwei Videos, die den gesamten Prozess zeigen.

Benötigte Materialien

  • ein digitaler Entwurf (gescannt reicht auch)
  • ein Drucker (Laserdrucker hat bei mir funktioniert, Tintenstrahldrucker kann ich nicht testen)
  • ein Stück Linoleum
  • Holzleim (bei mir hat Ponal Classic funktioniert)
  • ein Pinsel
  • Wasser
  • ein Tuch

Vorgehensweise

  1. Zunächst erstellt man einen Entwurf, entweder direkt digital, oder man scannt ihn ein. Man braucht den Entwurf NICHT zu spiegeln.
  2. Der Entwurf wird ausgedruckt. Ich habe einen handelsüblichen Laserdrucker, ich würde jedoch vermuten, dass es auch mit Tintenstrahldruckern geht.
  3. Nun verteilt man mit einem Pinsel den Holzleim gleichmäßig auf dem Linoleum. Hier hilft ein wenig Wasser, man sollte jedoch nur gerade so viel nehmen, dass der Leim sich anständig verteilen lässt.
  4. Jetzt wird der Entwurf mit der bedruckten Seite auf das Linoleum geklebt und schön glatt gestrichen. Hat man zu viel Wasser genommen, dehnt sich das Papier leider aus und es entstehen Huggel, die man schlecht weg bekommt.
  5. Abschließend beschwert man das ganze mit einem Gewicht und lässt es trocknen. Mit einem Haartrockner geht es sicher schneller, ich habe einfach eine Nacht gewartet.
  6. Man nimmt ein Tuch, reichlich Wasser und rubbelt das Papier wieder vom Linoleum runter. Die Farbe hat sich auf magische Weise auf das Linoleum übertragen. Man muss hier jedoch aufpassen, da sich die Farbe auch wieder lösen kann. Es ist aber nicht schlimm, wenn stellenweise noch Papier bleibt, das kann man später mit einem feuchten Finger problemlos entfernen.

Das ganze als Video

Teil 1: Vorlage für den Linoldruck auf die Linolplatte kleben
Teil 2: Das Papier wieder entfernen

Fazit, Tipps & Tricks

Anhand der Videoaufzeichnung habe ich gesehen, dass ich insgesamt ca. 11 Minuten für alles benötigt habe. Bei dem Entwurf für diesen Linoldruck hätte ich mit Kohlepapier sicher deutlich länger gebraucht. Für mich hat sich das Verfahren also bewährt. In Zukunft kann man hier aber sicher noch weiter optimieren. Ich würde zum Beispiel demnächst versuchen, den Leim nur dort aufzutragen, wo auch wirklich Motiv ist. Dadurch spart man sich eine Menge unnötiges gerubbel an den Rändern. Außerdem würde ich versuchen, das Papier mit einem Messer oder Schaber oder was auch immer weg zu bekommen, denn mit dem Tuch ist das schon eine ordentliche Sauerei. Das ganze Tuch ist nachher voll mit Papiermatsch und auch sonst ist überall Papiermatsch. Wenn man die Aufräumarbeiten mit einbezieht, geht es trotzdem noch deutlich schneller als mit Kohlepapier. Außerdem bekommt man eine perfekte Vorlage. Jede Linie ist genau so, wie man sie entworfen hat. Das spielt natürlich keine Rolle, wenn man sich bei der Skizze noch Freiheiten lässt, aber wenn man einen fein ausgearbeiteten Entwurf hat, nimmt man so auch alle Feinheiten mit.

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