Ich habe einige Farben ergänzt und überlege weiterhin, einige Farben zu streichen. Da bietet es sich doch an, gemeinsam noch einmal in den Aquarellkasten zu schauen und zu überlegen, was bei der Auswahl von Farben alles eine Rolle spielen kann.
Meine aktuelle Auswahl

Ich habe mich bei diesem Farbkreis sehr stark an dem Farbkreis von Bruce MacEvoy (http://handprint.com/HP/WCL/color16.html) orientiert. Je weiter außen die Farbe, desto höher die Sättigung.
Es fällt auf, dass ich kaum Grüntöne in meinem Aquarellkasten habe, jedoch vermisse ich sie auch gar nicht. Mit Hansa Yellow light und Phthalogrün kann ich leuchtende Grüntöne mischen und mit meinen vielen Orange- und Rottönen kann ich nahezu beliebig entsättigte, wärmere Grüntöne mischen.
Das gleiche gilt für die violetten Töne. Mit Rubinrot und Ultramarin lassen sich schöne Farben mischen und für zartere Töne ist Cobalt Violet perfekt.
Die Qual der Wahl, welche Farben bleiben drin?
Das Ziel meiner Farbauswahl ist, möglichst viele Farben mischen zu können. Anhand des Farbkreises kann man sich grob vorstellen, welche Farben das sind. Wenn man zwei Farben mischt, bewegt man sich nämlich ziemlich genau entlang der Verbindungslinie zwischen diesen Farben durch den Farbkreis. Mit meiner aktuellen Auswahl könnte ich also grob alle Farben innerhalb des hellen Bereichs mischen.

Das heißt natürlich automatisch, dass ich eigentlich nur 7 Farben bräuchte, um den gleichen Farbraum abzudecken:
- Hansa Yellow light
- Phthalogrün
- Kobalttürkis
- Ultramarin
- Cobalt Violet
- Rubinrot
- Zinnoberrot
Das würde allerdings bedeuten, dass ich auch Farben, die ich häufig benötige, oft mischen müsste. Außerdem bilden einige Farben einfach wunderbare Paare. Ultramarin und Sienna gebrannt mischen zum Beispiel schöne Grautöne. Würde ich Sienna gebrannt rausschmeißen, müsste ich zunächst jedes mal Sienna gebrannt mischen und danach mit Ultramarin meinen Grauton, das ist kaum praktikabel. Gleichzeitig sind Mischergebnisse schwer reproduzierbar, sobald mehr als zwei Farben beteiligt sind.
Zusätzlich haben die einzelnen Pigmente unterschiedliche Eigenschaften. Manche decken stark, andere sind leicht und transparent. Wieder andere granulieren und sorgen für schöne Texturen beim Malen.
Um zu entscheiden, welche Farben ich in meinen Aquarellkasten wirklich benötige, frage ich mich also mindestens folgende Dinge:
- Brauche ich die Farbe dringend, um weitere Farben zu mischen?
- Nutze ich die Farbe häufig, um bestimmte Farben zu mischen, unerheblich davon, ob es die einzige Mischmöglichkeit ist?
- Hat die Farbe sonst irgendwelche Eigenschaften, die ich schätze?
Nur ein Beispiel: Hansa Yellow. Würde ich dieses kühle leuchtende Gelb entfernen, würde ich alle Farben innerhalb des dunklen Dreiecks nicht mehr mischen können. Das sind alle hellen Grüntöne. Das mag funktionieren, wenn man in der afrikanischen Steppe wohnt, oder ausschließlich Portraits malt, aber nicht, wenn man Gräser und sonnendurchleuchtete Baumkronen malt.

Warum nicht einfach alle Farben behalten?
Wenn es so einfach wäre. Zum einen ist der Platz in meinem Farbkasten begrenzt und ich würde sogar lieber auf ganze Näpfchen umsteigen. Große Pinsel und halbe Näpfchen sind ein Krampf. Außerdem tut es Bildern sowieso gut, wenn nicht jedes Pigment einfach reingeklatscht wird, wenige Farben erzeugen fast automatisch harmonischere Ergebnisse. Zusätzlich wird das Mischen mehr und mehr zu einem Glücksspiel, wenn man die Farben nicht häufig nutzt und kennt. Ich weiß genau, was passiert, wenn ich Sienna gebrannt und Ultramarin mische. Ich habe aber keine Ahnung, was Heliocoelin + Potters Pink ergibt. Also mische ich die beiden gewöhnlich nicht, also werde ich es auch nie lernen. Weniger Farben helfen mir einfach, den Überblick zu behalten und sie gezielter einzusetzen.