Braucht man hochwertiges Aquarellpapier?


Braucht man hochwertiges, teures Aquarellpapier, um schöne Bilder zu malen? Sicher nicht. Kann ein Künstler auch auf billigstem Papier ein großartiges Kunstwerk schaffen? Auf jeden Fall. Sollte man sich dann überhaupt hochwertiges Aquarellpapier kaufen? Unbedingt.

Warum hochwertiges Papier?

Ich habe in den letzten Tagen auf verschiedensten Aquarellpapieren gemalt und sie sind so unterschiedlich, dass ich einen Vergleich angestellt habe. Für sich genommen bin ich mit jedem dieser Papiere zufrieden und hätte sie ohne Bedenken empfohlen. Im direkten Vergleich merke ich jedoch, wie gravierend die Unterschiede sind.

Bevor ich zum Vergleich komme, noch ein Zitat, das wohl von meinem Opa stammt, welches ich aber längst übernommen habe.

Je schlechter der Handwerker, desto besser muss sein Werkzeug sein.

Das gilt in vielen Lebenslagen, meiner Meinung nach auch für Aquarellpapier. Einige Dinge, die mir auf meinem besten Papier nahezu mühelos gelingen, führen auf anderem Papier zu Schweißausbrüchen. Gerade Anfänger, die eher unsicher sind und zu Selbstzweifeln neigen, sollten es sich nicht unnötig schwer machen. Ein Profi hat da sicher keine großen Schwierigkeiten, für ihn ist nur das Papier eine Herausforderung, er kann ja sonst alles. Für alle anderen ist das Papier eine weitere Herausforderung, die zu den ganzen anderen Schwierigkeiten dazukommt.

Papiersorten im (subjektiven) Vergleich

Für meinen Vergleich habe ich folgende drei Papiersorten gewählt:

  1. Mein Standardpapier für alle möglichen Tests und Übungen, den Aquarellblock Classic von Gerstaecker, Rau, 300 g/m², 17×24 cm.
  2. Einen Aquarellblock von Hahnemühle, Britannia, 300 g/m², 17 x 24 cm, matt.
  3. Mein „teures“ Papier, Aquarell-Büttenkarton von ARCHES, feine Körnung, 300 g/m², ich kaufe immer große Bögen und schneide mir dann Stücke, wie ich sie brauche.

Die Idee zu dem Vergleich kam, da ich mit den Schatten in meinen Bildern unzufrieden war und ein Youtube-Tutorial nachgepinselt habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass mir sanfte Farbverläufe auf dem Block von Gerstaecker nicht gut gelingen, während ich sie auf dem Papier von Arches gewöhnlich hinbekomme. Das habe ich zum Anlass genommen, das Tutorial auf jedem Papier einmal nachzupinseln.
Natürlich habe ich eine bestimte Art zu Malen und vielleicht ist es ohne weiteres möglich, auf allen Papieren ähnliche Ergebnisse zu erzielen, aber mir gelingt das nicht***. Der Test ist also sehr subjektiv, aber er zeigt auf jeden Fall, dass bei gleichem Vorgehen die Ergebnisse je nach Papier stark voneinander abweichen.

***(Mit ein wenig Mühe ist es mir nach einigen Versuchen auch auf dem Gerstaecker Papier gelungen. Man muss deutlich vorsichtiger mit der Menge Wasser sein, die im Pinsel ist, dann erhält man ähnliche Ergebnisse. Je mehr Wasser insgesamt im Spiel ist, desto schwieriger wird es.)

Der Vergleich

Bei den Kugeln bin ich immer gleich vorgegangen. Zunächst wurde Kugel und Schattenfläche durchgehend in einer Farbe gemalt. Danach habe ich, solange die Farbe noch feucht war, in die Schattenfläche und in die unbeleuchtete Seite der Kugel ein wenig dunklere Farbe eingebracht. Das ganze durfte dann trocknen und dann wurden nur noch einmal die Formen voneinander abgegrenzt.

Gerstaecker Classic:

Hahnemühle Britannia:

Arches Aquarell-Büttenkarton:

Oben Gerstaecker Classic, unten Arches Aquarell-Büttenkarton:

Insbesondere der letzte Vergleich zeigt einen großen Unterschied. Alle Experimente waren zum größten Teil Nass-in-Nass und man sieht, wie die Farbe auf verschiedenen Papieren einfach unterschiedlich ineinanderläuft. Beim letzten Bild habe ich einfach Farbe an Farbe gemalt, also direkt aus dem Farbnäpfchen aufs Papier, Pinsel grob ausgewaschen, nächste Farbe, wieder direkt aus dem Näpfchen aufs Papier usw. Auf dem Gerstaecker Classic Papier entstehen dabei sehr schnell diese aquarelltypischen Kanten. Auf dem Papier von Arches laufen die Farben sehr homogen ineinander. Das Papier von Hahnemühle liegt dazwischen, allerdings deutlich näher am Papier von Arches (dazu gibts kein Bild, habe ich aber auch getestet).

Zusätzlich habe ich das Gefühl, dass das Papier von Arches und auch das von Hahnemühle mir etwas mehr Zeit geben, in der ich noch neue Farbe einbringen kann. Dadurch ist es für mich leichter, gleichmäßige Farbverläufe hinzubekommen.

Fazit

Was heißt das jetzt für mich? Ich werde sicher auch weiterhin günstigeres gutes Papier nutzen, allerdings hauptsächlich für Farbexperimente etc. Alles, was irgendwie mit Struktur, Textur, Farbverläufen etc. zu tun hat, werde ich direkt auf besserem Papier malen. Zum einen schließe ich damit die Variable Papier bei diesen Experimenten aus. Zum anderen dienen die ganzen Experimente ja der Übung. Wenn ich aber immer auf Papier A übe, um dann mein Meisterwerk auf Papier B zu malen, muss ich mich an Papier B erst gewöhnen. Insbeondere da die Papiere so unterschiedlich sind, möchte ich mich lieber direkt an eins gewöhnen, dessen Eigenheiten ich dann kenne und nutzen kann.

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